195 m hoch liegt der Bahnhof Wiesbaden-Dotzheim, der Ausgangspunkt der Strecke der Nassauischen Touristik-Bahn. Das Stationsgebäude von 1906 beherbergt eine reichhaltige Dokumentensammlung zur Nassauischen Eisenbahngeschichte.
Dotzheim, einst das größte Dorf des Nassauer Landes, wuchs erst gegen Ende des 19.Jh. Richtung Innenstadt. Die Eröffnung der „Langenschwalbacher Bahn“ am 15.11.1889 war das Signal für die Entwicklung eines Gewerbeviertels rund um den Bahnhof. Hier endete einst die Straßenbahnlinie 7, die Anschluss zur Innenstadt bot.
Gleich steigt die Strecke an. Die Trasse folgt dem vom Taunuskamm herunterkommenden Landrücken, der die Wasserscheide zwischen Wellritz- und Weilburger Tal bildet. Dort, wo sich heute Klarenthal erhebt, waren früher die Obstfelder der Dotzheimer Bauern. Nach wie vor können Sie den großartigen Ausblick auf das Waldgebirge im Norden und die Großstädte im Osten und Südosten genießen. Markant sind Neroberg mit Griechischer Kapelle und der Bierstädter Berg mit der Warte.
Es beginnt die 8 km lange Fahrt durch die Taunuswälder. Die Trasse überlagert hier den alten Fernweg vom Rhein über die Lahn zum Niederrhein, der auch Holz- oder Waldstraße genannt wurde.
Der Zug läuft in die Station Chausseehaus ein (291m). Einige hundert Meter bergwärts befand sich früher das Nassauische Zollhaus an der 1764 erbauten Bäderstraße; der hessische Zoll wurde übrigens in der ‚Schanze’ jenseits der Hohen Wurzel erhoben.
Gleich beginnt die Steilstrecke, die den Ruf der „Langenschwalbacher Bahn“ begründete. Zunächst passiert die Bahn einen Geländeeinschnitt und überquert das Tal des Gehrner Bachs.
Von hier aus kam Moritz Hilf, der Erbauer der Bahn, ohne aufwendige Kunstbauten wie Tunnels oder Viadukte aus. Er nutzte vielmehr den östlichen Hang des Schläferskopfs (455 m), gekrönt vom ‚Kaiser-Wilhelm-Aussichtsturm’ um in vielen wechselnden Kurven die „Höhe“, zu gewinnen. Die Bergkuppe war durch eine vorgeschichtliche Wallburg befestigt.
Östlich gegenüber erhebt sich der Bleidenstädter Kopf (388 m), rechts von der Trasse erstrecken sich die Wassergewinnungsanlagen der Stadtwerke.
Nach dem Passieren der Napoleon- oder Seufzer Brücke unterquert die Bahn in einem tiefen Einschnitt die 1853/54 erbaute Aarstraße, um dann den Waldbahnhof Eiserne Hand (421m) zu erreichen. Schon seit vorgeschichtlicher Zeit wurde der Bergsattel zum Überqueren des Taunus benutzt. Die Bezeichnung beruht auf dem Namen des Geländeeinschnittes im Taunuskamm der derzeit von der Bundesstraße 54 und der Aartalbahn genutzt wird. Von der „Eisernen Hand“ geht es mit 34 ‰ hinab ins Aartal.
In Hahn, das Anfang des 14. Jahrhunderts erstmals erwähnt wurde, betrieben die Fürsten von Nassau-Idstein zeitweilig eine Eisenhütte („Haaner Schmelz“). Am nördlichen Talhang erkletterte die ‚Eisenstraße’ die Wasserscheide in Richtung Michelbacher Hütte. Der Doppelname der Station berücksichtigte die weitaus größere Bedeutung des Nachbarortes Wehen, das 1323 Stadtrechte erlangte und in der Herzoglichen Zeit Amtsort (1815-1866) und Sitz eines Amtsgerichts (bis 1942) wurde.
Kirchlicher Mittelpunkt war Bleidenstadt. Auf der linken Anhöhe liegt die Pfarrkirche St. Peter auf dem Berg. Rechts erblickt man das Kloster des Hl. Ferrutius, aus dem 8. Jahrhundert, das 1495 in ein weltliches Ritterstift umgewandelt wurde (1802 fiel es an Nassau). Die schöne Barockkirche entstand um 1685. Am Ende des Ortes erhebt sich auf einer kleinen Felsnase rechts der „Schafhof“, der ebenso zum Stift gehörte wie die Stiftsmühle, heute noch in Betrieb. Es schließt sich die Hähnches-Mühle an. Rechts folgt die Hammer-Mühle.
Zwischen Bleidenstadt und Hohenstein durchdringt die Aar das Taunusgebirge in nordwestlicher Richtung. Das Flusstal ist eng und gewunden, die Bahntrasse folgt stets dessen Lauf, neben ihr ist nur Platz für die um 1860 entstandene Landstraße. Kurz hinter der Aarbrücke liegt die Lauberstegmühle, am Bahnhof Bad Schwalbach folgt die Hoffmanns-Mühle.
Bad Schwalbach, einst ein berühmtes Frauenheilbad und beliebter Treffpunkt des europäischen Adels, kann auf über vier Jahrhunderte Tradition als Heilbad zurückblicken, wovon auch die weitläufigen Bahnanlagen zeugen. Im Bad Schwalbacher Kurpark werden von der Bad Schwalbacher Kurbahn von März bis Oktober Eisenbahnfahrten auf der ehemaligen Moorbahn (600 mm Spurweite) angeboten.
Erster Haltepunkt nach Bad Schwalbach war Adolfseck. Auf einem Felsen über einem Talbogen der Aar errichtete Graf Adolf von Nassau-Idstein um 1355 eine Wasserburg. Die Damm-Mühle, eine Korn- und Ölmühle, die bis 1846 Nassauische Erbleihmühle war, wurde durch die zum Schutz der Burg gestaute Aar angetrieben.
148 m lang ist der Adolfsecker Tunnel. Gleich links der Bahn, etwa 200 m vor dem Kreuzen des Limes, verewigte sich ein römischer Legionär mit der Felsinschrift JANUARIS JUSTINUS. Gegenüber am rechten Talrand erblickt man die Frankenberger Mühle.
Die Bahn passiert sodann das malerische ‚Felsentor’ mit der gleichnamigen Mühle. Beim Haltepunkt Breithardt liegt die Stützelmühle.
Vor der Station Hohenstein (Nassau) muss der Kahlberg mit der prächtigen Burg Hohenstein durchfahren werden (169 m). Rechts im Aartal liegt die Herrenmühle. Die Grafen von Katzenelnbogen gründeten um 1190 die das Aartal beherrschende Burg, die der jüngeren Grafenlinie zeitweilig als Residenz diente. Im Dreißigjährigen Krieg begann der Verfall. Die teilweise restaurierte Burg steht heute im Eigentum des Landes Hessen. Die Ortschaft wurde 1412 erstmals urkundlich erwähnt.
Die Strecke führt weiter durch das Aartal über Aarbergen, Hahnstätten und Flacht nach Diez an der Lahn, vorbei an Burgen, Mühlen und der Michelbacher Hütte, nicht ohne 2 Tunnel und mehrere Brücken zu passieren. Auf diesem Abschnitt ruht derzeit der Zugverkehr. Im Bereich zwischen Diez und Aarbergen-Michelbach werden jedoch durch den Arbeitskreis Aartalbahn von Mai bis Oktober Fahrten mit historischen Handhebeldraisinen durchgeführt.